Pulheim: Aufbruch in die zwanziger Jahre
02. März 2020
„Unsere Stadt Pulheim: Perspektiven für die zwanziger Jahre“ – so lautete das Thema des jüngsten „Generationengesprächs“ von Senioren Union und Junger Union am 29. Februar 2020 im Kultur- und Medienzentrum. Eine wichtige Rolle spielte in den Diskussionen das Thema „Heimat“: „Heimatgefühl ist ein Grundbedürfnis“ betonte Siegbert Renner, Vorsitzender der Senioren Union Mittelrhein, in seinen Begrüßungsworten. Es komme darauf an, Pulheim als eine lebenswerte Stadt zu stärken, in der sich jüngere und ältere Generationen gleichermaßen gut aufgehoben fühlten.
Dr. Bernhard Worms, Staatsekretär a. D. und Ehrenbürger Pulheims, erinnerte in seiner Ansprache „Pulheim, unsere junge Stadt, die für jeden Heimat schafft“ an die Anfänge der Gemeinde und späteren Stadt Pulheim.
„Mer sin all platt, Pullem weed Stadt“ – das Karnevalsmotto von 1980 spiegelte die Überraschung der Bürgerschaft über die rasante Entwicklung wider, die aus mehreren kleinen Gemeinden am Rande des Oberzentrums Köln in wenigen Jahren eine neue, immer mehr zusammenwachsende Stadt entstehen ließ.
Die zentrale Aufgabe von Rat, Verwaltung und auch von Bürgerinnen und Bürgern sei es, den Menschen ein Zuhause, eine Heimat zu schaffen – eine Heimat auch für die Seele. Dies jedoch setze Freiheit und Verantwortung voraus: die Freiheit zur eigenständigen Gestaltung der eigenen Umgebung und die Verantwortung gegenüber den Bürgern und Steuerzahlern, Schwerpunkte festzulegen und mit dem verfügbaren Geld den größtmöglichen Nutzen für die Allgemeinheit zu erzielen. Als Beispiele für solche Schwerpunkte nannte Worms die Anbindung an die Verkehrsnetze, die Schaffung von erstklassigen Bildungseinrichtungen bis hin zu den Kitas und eine zukunftsfeste Infrastruktur angesichts der Herausforderungen des demographischen Wandels. So werde die Zahl der Pulheimer Bürger im Lebensalter von 80 Jahren und mehr zwischen 2011 und 2040 voraussichtlich um über 90 Prozent steigen. Verantwortung werde zudem in bemerkenswerter Weise von den zahlreichen ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern wahrgenommen, die etwa in den Vereinen einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Heimat leisteten. „Wir sind in Pulheim auf dem richtigen Weg“, schloss Dr. Bernhard Worms seine Ausführungen.
Als Vertreter der jungen Generation sprach Simon Wieczorek anschließend über das Thema „Was erwarten die jungen Menschen von Pulheim?“ Er führte dabei aus, dass für Kinder die städtischen Angebote an Schulen und Freizeitmöglichkeiten hervorragend seien. Mit zunehmendem Alter orientierten sich die Jugendlichen jedoch immer mehr hin zur Großstadt Köln, zumal es in Pulheim nur wenige geeignete Treffpunkte gebe und auch die Bolzplätze in keinem besonders guten Zustand seien. Wieczorek nannte drei Handlungsfelder, mit denen die Attraktivität Pulheim für junge Menschen erhöht werden könnte: Im Bereich Mobilität/Verkehr sei ein dichterer Takt der Verbindungen in die Kölner Innenstadt wünschenswert, langfristig auch eine Verlängerung der Kölner Straßenbahn bis Pulheim. Eine Hilfe für den Fahrradverkehr wären Möglichkeiten zum Bike-Sharing, gesicherte Fahrradwege und Fahrrad-Schnellverbindungen. Im Bereich der Freizeitgestaltung gebe es außerhalb der Vereine nur wenige Veranstaltungen für junge Leute – hier sei allerdings auch deren Eigeninitiative gefragt. Darüber hinaus plädierte Wieczorek für eine attraktive Gestaltung der zentralen Plätze in den einzelnen Orten der Stadt, um dort die Aufenthaltsqualität für Jugendliche zu erhöhen. Außerdem sollten Treffpunkte wie die Pogo aufgewertet werden. Schließlich sollten unter dem Stichwort „Digitalisierung“ flächendeckende Glasfaserverbindungen und Handy-Netze angestrebt werden.
„Pulheim soll eine lebenswerte Stadt sein für alle Generationen“ – dieses Ziel formulierte Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler in seinem Vortrag. Unter dem Thema „Pulheim in den zwanziger Jahren – Die Herausforderungen des neuen Jahrzehnts meistern“ nannte er die Förderung von Kindern und Jugendlichen als wichtigen Schwerpunkt. Mehr als 2.100 Kinder aus dem Stadtgebiet werden derzeit in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen betreut. In 14 Schulen bietet die Stadt ein breites Bildungsangebot und investiert zugleich massiv in deren Ausstattung – gerade mit Blick auf die Anforderungen der Digitalisierung. Ebenso wie die Kindertageseinrichtungen soll die Betreuung im Rahmen des Offenen Ganztags an Schulen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken. Lag die Bedarfsdeckung beim Offenen Ganztag im Schuljahr 2009/2010 noch bei 36 %, so konnte sie mittlerweile auf 73% erhöht werden. Als weiteren Schwerpunkt führte Keppeler die Naherholung und den Sport auf und nannte dabei die Aufwertung des Nordparks mit dem Ziel einer höheren Aufenthaltsqualität, die Planung des Pulheimer Sees und die Anlage zusätzlicher Fußballplätze sowie die Erweiterung des Schwimmbades. Im Bereich der Infrastruktur verwies der Bürgermeister auf das neue Angebot von Glasfaser-Anschlüssen bis zum Haus in bislang drei Stadtteilen und auf die notwendige Anpassung desVerkehrsnetzes an die Bedürfnisse einer wachsenden Stadt – wie dies kürzlich beim Umbau der Rathauskreuzung geschehen sei. Eine besondere Herausforderung sei schließlich der Ausbau des Angebots an stationären Pflegeplätzen – hier würden Gespräche über dringend benötigte Flächen geführt. Schließlich sprach sich Keppeler klar für den Bau eines stationären Hospizes im Stadtgebiet aus.
In der anschließenden Diskussionsrunde, die von Peter Worms moderiert wurde, konnten die Referenten ihre Punkte vertiefen und auf die Fragen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger eingehen.