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Digitalisierung – Chance und Herausforderung für alle

22. Juli 2018

Digitalisierung ist keineswegs nur ein Thema für die technikbegeisterte junge Generation.  Vielmehr betrifft sie ganz unmittelbar Menschen jeden Alters – ob sie nun beruflich, privat oder ehrenamtlich engagiert sind. Dies zeigte das jüngste „Pulheimer Generationengespräch“ von Senioren Union und Junger Union eindrucksvoll.

Trotz sommerlicher Temperaturen kamen am 30. Juni 2018 zahlreiche Bürgerinnen und Bürgern ins Kultur- und Medienzentrum, um sich aus erster Hand über das Thema „Digitalisierung – Chance und Herausforderung für alle“ zu informieren. Siegbert Renner, Vorsitzender der Senioren Union Mittelrhein, betonte in seiner Begrüßungsansprache den tiefgreifenden Wandel, den die Digitalisierung für alle Lebensbereiche bedeutet – und die Herausforderung, diesen Wandel für mehr Lebensqualität aller Altersgruppen zu gestalten.

Markus Lingen (Konrad-Adenauer-Stiftung) stellte die Aufgaben der Politik im Rahmen der Digitalisierung – die er als „4. industrielle Revolution“ bezeichnete – in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Dabei nannte er vor allem drei Kernthemen: erstens den Aufbau einer transparenten und nutzerfreundlichen digitalen Verwaltung – trotz der zersplitterten Verantwortlichkeiten und Einzellösungen, die in Bund, Ländern und Gemeinden derzeit zum Einsatz kommen. Als Beispiel eines gelungenen Übergangs zur digitalen Verwaltung verwies Lingen auf das Beispiel Estlands. Als zweite wichtige Herausforderung bezeichnete Lingen den notwendigen Ausbau der digitalen Infrastruktur, bei der Deutschland der internationalen Entwicklung derzeit noch hinterherhinke. Auch mittelständische Unternehmen auf dem Land seien jedoch als Partner der „Industrie 4.0“ auf erstklassige Internetverbindungen angewiesen. Drittens komme es entscheidend darauf an, den Menschen gleiche Nutzungs-Chancen der digitalen Medien im Sinne einer Beteiligungs-Gerechtigkeit einzuräumen. Gerade die Schulen spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau digitaler Kompetenzen – sowohl durch eine geeignete technische Ausrüstung als auch durch maßgeschneiderte pädagogische Konzepte.

Peter Preuß MdL, Sprecher im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales des NRW-Landtags, sprach zum Thema „Digitalisierung verändert die Arbeitswelt“. Preuß betonte, entgegen vielen Unkenrufen, die einen massiven Arbeitsplatz-Abbau prognostizierten, seien die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesamtzahl der Arbeitsplätze unklar: So habe es beispielsweise schon in der 70-er Jahren nicht an Warnungen vor einem großflächigen Job-Abbau aufgrund der damaligen Rationalisierungswelle gefehlt – und dennoch sei die Zahl der Arbeitsplätze längerfristig gestiegen. Klar absehbar sei dagegen, dass die Digitalisierung einen Wandel „in den Köpfen“ notwendig mache. Es gelte, sich auf tiefgreifende Veränderungen der Arbeitswelt einzustellen und zunehmend Eigenverantwortung – etwa durch Weiterbildung – zu übernehmen, um sich für diese Veränderungen fit zu machen. In Zukunft seien weniger „klassische“ Arbeitsverhältnisse zu erwarten, dafür mehr verantwortliche Tätigkeiten im Sinne eines „Unternehmers im Unternehmen“. Es entstünden neue Formen flexibler Arbeit, die jedoch zugleich mehr Chancen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie eröffneten. Zudem erhöhe die Digitalisierung die Spielräume für eine altersgerechte Organisation der Arbeit. Eine große Herausforderung bleibe jedoch die immer noch hohe Zahl der Langzeit-Arbeitslosen und erfolgversprechende Konzepte für deren Qualifizierung.

Welche konkreten Hilfen digitale Lösungen für ein selbständiges Leben im Alter geben können, erläuterten Karin Trockels, Architektin aus Berlin, und Ursula Coester, IT-Fachjournalistin und Dozentin an der Fresenius-Hochschule in Köln. Digitale Assistenzsysteme sollten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass ältere Menschen möglichst lange in der vertrauten Umgebung ihrer eigenen vier Wände leben können – auch dann, wenn sie Pflege benötigen. Solche Assistenzsysteme seien auf mehr Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität ausgerichtet. Karin Trockels und Ursula Coester stellten in ihrem Vortrag einige dieser Systeme vor, die zum Teil schon am Markt angeboten werden, zum Teil aber noch in der Entwicklungsphase sind. Dabei handelt es sich etwa um Sensoren zum automatischen Ausschalten von elektrischen Geräten bei Überhitzung oder Verlassen des Hauses, um Systeme zum automatischen Öffnen und Schließen etwa von Fenstern zur besseren Raumbelüftung oder um verschiedene Arten von Notrufsystemen, die zum Teil aktiv von den Personen selbst, zum Teil aber auch passiv angesteuert werden. Die beiden Referentinnen wiesen darauf hin, dass solche Systeme, mit denen sehr persönliche Daten erhoben werden, besonders hohe Anforderungen an den Datenschutz stellen. Eine Herausforderung bestehe ferner darin, für solche Assistenzsysteme eine leistungsstarke IT-Infrastruktur aufzubauen und die Komponenten und Endgeräte miteinander zu vernetzen.

In der abschließenden Diskussionsrunde wurden vor allem zwei Aspekte von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern angesprochen:  Die enormen Chancen der Digitalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch die Notwendigkeit, persönliche Daten und damit die eigene Privatsphäre zu schützen – sowohl durch das eigene Nutzerverhalten als auch durch geeignete politische Rahmenbedingungen.

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